Aktuelle Situation zur Ukraine-Krise – Katastrophenschutzeinsatzleitung (ÖEL)

Fürstenfeldbruck: Seit mittlerweile sechs Wochen tobt der russische Angriffskrieg in der Ukraine und bereits kurze Zeit später erreichten die ersten Kriegsflüchtlinge Deutschland und auch den Landkreis Fürstenfeldbruck. Neben zahlreichen Spendenaktionen und der Sammlung von Hilfsgütern und Medikamenten richtet sich der Fokus der Aktivitäten auf die Versorgung und Unterbringung von Flüchtlingen. Der Großteil von ihnen hat eine Unterkunft in einem privaten Haushalt gefunden, dank dem persönlichen Einsatz vieler Bürgerinnen und Bürger. Ein Teil muss durch das staatliche Landratsamt in eilig zu rekrutierenden und auszustattenden Unterkünften in größerer Anzahl untergebracht werden.

Stand heute sind rund 2.070 Kriegsflüchtlinge im Landkreis registriert. Aktuell organisiert das Landratsamt die Versorgung und Unterbringung von 460 Personen. Um diese Aufgabe zu bewältigen, wurde am 21. März vom Landratsamt, als zuständige untere Katastrophenschutzbehörde, die örtliche Katastrophenschutzeinsatzleitung (ÖEL) aktiviert, die sich seitdem mit einem Krisenstab, bestehend aus allen Hilfsorganisationen, dem Technischen Hilfswerk (THW) und der Feuerwehr, sieben Tage die Woche, um diese Mammutaufgabe kümmert. Dabei übernimmt die örtliche Einsatzleitung die taktisch operative Umsetzung der Maßnahmen vor Ort, während im Landratsamt die sogenannte Führungsgruppe Katastrophenschutz (FüGK), für den entsprechenden Nachschub und die administrative Unterstützung sorgt. Der örtliche Einsatzleiter wird dabei von verschiedenen erfahrenen und geschulten Führungskräften von THW, Bayerischem Roten Kreuz (BRK), Malteser Hilfsdienst (MHD) sowie der Feuerwehr gestellt. Er stimmt die Maßnahmen vor Ort aufeinander ab, so dass diese ineinandergreifen. Die Organisationen übernehmen dann die einzeln zugewiesenen Einsatzaufgaben. So organisierte zum Beispiel das Bayerische Rote Kreuz neben der konkreten Verpflegung und Betreuung an den Unterkünften in Maisach, Adelshofen und Moorenweis auch die Beplanung der Unterkünfte in der Turnhalle des Viscardi Gymnasiums und dem Germeringer Polarium.

Katastrophenschutzeinsatzleitung (ÖEL) - Polarium Spielraum
Polarium Spielraum: Die Feuerwehr Unterpfaffenhofen stattet eine Umkleide im Polarium als Spielzimmer aus

Das Technische Hilfswerk wiederum installierte in Eichenau sowie im Viscardi-Gymnasium Container und Zelte mit Wasseranschlüssen für Waschmaschinen und Duschen und stellte die geeigneten Zu- und Abwasseranschlüsse her. Zusätzlich unterstützt das THW bei der Logistik und beim Transport von Material und übernahm in einigen Unterkünften auch die Bereitstellung von Licht und Strom. Die Feuerwehren übernahmen den Aufbau der Bodenbeläge und Betten im Polarium sowie die Ausstattung der Unterkünfte in Adelshofen, Eichenau und Fürstenfeldbruck. Ferner betreibt die Feuerwehr in der Kreiseinsatzzentrale in Fürstenfeldbruck mit der „Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung“ und stellt mit LKWs Transporte von Material aus dem Notfall Lager des Landkreises sicher. Die Malteser und Johanniter kümmerten sich bereits seit Eintreffen der ersten Flüchtlinge um deren Versorgung und Betreuung in einer Turnhalle in Eichenau.

Ebenso waren die Malteser bei der Beplanung der Unterkünfte Adelshofen, Max-Born Gymnasium, Viscardi Gymnasium als auch Moorenweis mit einem Fachberater beteiligt. Zuletzt kamen Montag in der Früh um drei Uhr, nach einer 24 stündigen Busfahrt, knapp 40 Personen aus Kiew an. Darunter auch Kinder mit Handicaps. Für sie konnte mit nur wenigen Tagen Vorlauf ein ehemaliges Hotel in Moorenweis entsprechend ausgestattet und vorbereitet werden.

Katastrophenschutzeinsatzleitung (ÖEL) - Moorenweis
Flüchtlinge aus Kiew kommen morgens um drei Uhr in Moorenweis an und werden von MHD, BRK und Feuerwehr empfangen

Hier arbeiteten die Malteser, die örtliche Feuerwehr und das BRK intensiv zusammen. Die gesundheitliche Sichtung und Erstuntersuchung der Geflüchteten übernimmt das Team vom Impfzentrum Fürstenfeldbruck, unter der ärztlicher Leitung von Matthias Skrzypczak. In Summe waren von den genannten ehrenamtlichen Organisationen die letzten zwei Wochen über 520 Helfer*innen an den verschiedenen Standorten eingesetzt. Die FüGK wird vom Referat für Brand- und Katastrophenschutz geführt und wird von allen betroffenen Referaten unterstützt. So steht sie ständig in Kontakt mit dem Ausländeramt, dem Bauamt, dem Gesundheitsamt, dem Impfzentrum sowie mit Landrat Thomas Karmasin als verantwortlichem Leiter der Katastrophenschutzbehörde. Auch findet hier die enge Abstimmung mit dem Innenministerium zur Lage in Bayern und der jeweiligen Zuweisung der Geflüchteten statt.

Das Ausländeramt hat naturgemäß bei dieser Aufgabe die umfassenste Zuständigkeit und muss die nachhaltigere Unterbringung erfüllen. Es akquiriert die längerfristig angelegten Unterkünfte, bereitet diese für einen Bezug vor, organisiert die Verteilung und Belegung der Flüchtlinge und kümmert sich um die weitere Betreuung der staatlichen Unterkünfte. Das Ausländeramt registriert die Flüchtlinge und nimmt die Auszahlungen vor. Kreisbrandrat Christoph Gasteiger, der die ersten Tage als Örtlicher Einsatzleiter den Stab leiten durfte führt dazu aus: „Es ging von Beginn an darum Struktur in die Sichtung und Ertüchtigung der Unterkünfte zu bringen. So sind einige Objekte besonders geeignet da sie beispielsweise über Duschen und Nebenräume für Verpflegung und Entsorgung verfügen, während sich andere angebotene Objekte als völlig ungeeignet herausgestellt haben.

Katastrophenschutzeinsatzleitung (ÖEL) - Eichenau
Die Feuerwehr Eichenau stattet die Budrio Halle mit Feldbetten aus

Mein Dank gilt insbesondere den Ehrenamtlichen aller Organisationen, ohne deren kurzfristige Bereitschaft zu helfen wir diese Aufgabe nicht bewältigen könnten.“ Josef Wagner, ÖEL der Malteser sagt: „Ziel ist es, dass wir jede Woche Kapazitäten von rund 200 Unterkunftsplätzen herstellen und betreiben. Nach jetzt rund zwei Wochen haben wir mehrere hundert Plätze Kapazität vorausschauend in Vorbereitung. Dadurch halten wir ständig genug freie Plätze vor, um auch auf kurzfristige Ankünfte von Bussen reagieren zu können. Hier gilt mein Dank ebenfalls allen Helfer*innen, ohne die diese kurzfristigen Kapazitäten nicht hätten hergestellt werden können“.

Einrichtung Katastrophenschutzeinsatzleitung (ÖEL) und Krisenstab

Aufgrund der steigenden Anzahl an Flüchtlingen aus der Ukraine, die dem Landkreis Fürstenfeldbruck zugewiesen werden, kommt der Landkreis zunehmend an seine Bearbeitungsgrenze. Aus diesem Grund wurde vergangene Woche die Katastrophenschutzeinsatzleitung, bestehend aus einem sog. Örtlichen Einsatzleiter (ÖEL) und dem dazugehörigen Krisenstab, von Landrat Thomas Karmasin in Dienst gestellt. Die Aufgabe des ÖEL teilen sich im wöchentlichen Wechsel erfahrene Führungskräfte von Feuerwehr, Bayerischem Roten Kreuz, Technischem Hilfswerk und Malteser Hilfsdienst.

Im Moment befinden sich rund 10 Liegenschaften in der Prüfung und Vorbereitung für die Unterbringung von Geflüchteten. Die Aufgabe der Katastrophenschutzeinsatzleitung ist es, operativ die zuständigen Stellen im Landratsamt zu unterstützen und die Vorbereitung sowie den Betrieb dieser Einrichtungen umzusetzen. Die Aufgaben beginnen mit der Sichtung geeigneter Objekte, Prüfung welche Infrastruktur noch nötig ist und dann Ausstattung sowie Inbetriebnahme der Einrichtung. Für die ersten Tage wird auch die Betreuung der Personen sichergestellt, bis sich die Prozesse vor Ort entsprechend eingespielt haben. Dabei greift der Krisenstab auf alle Hilfsorganisationen im Landkreis sowie auf das Technische Hilfswerk, die Feuerwehren und die Polizei zurück.

Das Material wird aus dem Notfall-Lager des Landkreises in Eichenau bereitgestellt. Aktuell bereitet sich der Landkreis auf die Unterbringung von rund 200 Personen pro Woche vor. Die Mitarbeiter des Stabes rekrutieren sich aus Fachberatern der Hilfsorganisationen, der Kreisbrandinspektion sowie der Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung (UG-ÖEL). Aufgrund der anhaltenden Flüchtlingsbewegungen ist eine Dauer der Tätigkeit noch nicht absehbar.

ÖEL Stab
v.l.n.r.: ÖEL Josef Wagner (Malteser Hilfsdienst) und Kreisbrandmeister Florian Rusche koordinieren die Vorbereitungen in den Unterkünften des Landkreises

Wenn Sie die Arbeit des Landkreises in dieser Krise unterstützen möchten und Unterbringungsmöglichkeiten für größere Gruppe von Personen haben (Veranstaltungsräume, Beherbergungsbetrieb, etc.) dann wenden Sie sich gerne per Email an: ukraine [at] lra-ffb.de

Anforderung eines Hilfskontingentes

Anforderung eines Hilfskontingentes der Feuerwehren des Landkreises Fürstenfeldbruck nach München

München: Aufgrund der steigenden Anzahl an Flüchtlingen aus der Ukraine, erhielt das Landratsamt Fürstenfeldbruck am Samstagnachmittag die Anforderung eines so genannten „Hilfeleistungskontingentes Feuerwehr“ durch die Stadt München. Solche Anforderungen werden bayernweit über das Innenministerium koordiniert und über die Landratsämter in den Landkreisen angefordert. So galt es für die Kreisbrandinspektion kurzfristig ab Sonntagvormittag knapp 30 Helfer für mehrere Standorte im Stadtgebiet München bereit zu stellen.

Hilfskontingentes der Feuerwehren, Bild 1

In Schichten von je 12 Stunden wurden die Feuerwehrfrauen und -männer bei der Essensausgabe, der Registrierung von ehrenamtlichen Helfern, in der Küche oder bei der Entgegenname von Sachspenden eingesetzt. Auch galt es für einige Führungsgruppen bei der Sicherstellung der Kommunikation der jeweiligen Einrichtungen mit dem Krisenstab der Landeshauptstadt zu unterstützen. Die Helfer lösten die Freiwillige Feuerwehr München und andere Hilfsorganisationen ab, die bereits seit Mitte letzter Woche in den Schulturnhallen und Unterbringungseinrichtungen im Einsatz waren. Bemerkenswert war, dass nahezu jede Feuerwehr im Landkreis kurzfristig Einsatzkräfte für das Hilfskontingent angeboten hatte. Nur so konnte die kurzfristige Anforderung innerhalb eines Nachmittags bereitgestellt werden. Aktuell ist geplant, dass die Helfer Montagnacht aus dem Einsatz herausgelöst werden, auch vor dem Hintergrund, dass die Zahl der Unterbringungsfälle im Landkreis Fürstenfeldbruck zunehmend ansteigt.

Hilfskontingentes der Feuerwehren, Bild 2

Über alle Schichten waren rund 80 Helfer in München im Einsatz. Die Kreisbrandinspektion dankt allen Helfern für Ihre kurzfristige Bereitschaft auch über die Landkreisgrenzen hinaus bei der Bewältigung der aktuellen Krise zu unterstützen!